Hinduismus

Lexikon der indischen Mythologie online


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Fe
Varuna
26.02.2013 05:27

Der vedische Himmelsgott Varuna („der Allumfassende“) ist einer der ältesten Götter des vedischen Pantheons und gilt als Asura. Varuna lebt in seinem Palast hoch über Indras Reich Svarga (Svarloka). Er war also in gewissem Sinne bedeutender als dieser, doch da er weiter weg lebte, hatte er weniger Einfluss auf die Menschen.

Varuna oblag die moralische Ordnung. Des weiteren ist er auch der Gott der Nacht.

Er sah alles, was auf der Welt vor sich ging und kannte alle Geheimnisse ihrer Bewohner. Seine Boten, die Sterne, sandte er aus, um sie zu überwachen. Er kannte sowohl Vergangenheit als auch Zukunft. Er war auch der Gott der Eide und sorgte für die Aufrechterhaltung von rita, der Ordnung, (die Natur und Gesellschaft gleichermaßen prägte.) Diejenigen, die ihr nicht gehorchten, wurden in Varunas Schlinge gefangen. Varuna gilt als wichtigster Aditya und bestraft zusammen mit seinem Bruder Mitra („Freund“, „Gefährte“, „Vertrag“) die Unrechtmäßigen. Zusammen erhalten beide den Himmel und die Erde. Sie ermutigen die Frommen und bestrafen die Bösen. Doch Varuna verzieh Sünden schnell. Manchmal gilt er auch als Schöpfer der Sonne, die mitunter auch als sein Auge dargestellt wird.

(Später hingegen wird er zum Gott der Nacht und des Wassers, Herrscher über Flüsse und Meere.)

Der Wind ist sein Atem, die Sterne seine Augen. Er war eng mit dem Mond verbunden und wachte über das heilige Getränk Soma. Mit Yama, der ersten Person, die starb, teilte er sich den Titel „Herr der Toten“ (die Seelen der Ertrunkenen kamen zu ihm/Totenrichter). Doch nennt man ihn auch „König der Schlangen “ (Nagas).

 

 Ikonographie

 

Wie viele Flussgottheiten reitet Varuna auf einem Makara (Fisch/Seeungeheuer, Fabelwesen, Mischwesen und Fruchtbarkeitsbringer aus Krokodil, Elefant, Fisch und Schildkröte, aus dessen Maul pflanzliches und tierisches Leben hervorkommt). In den Händen hält er Sonnenschirm, mit dem er die Gerechten beschützt und Schlinge, mit der er die Unbotmäßigen bindet. Seine Körperfarbe ist Weiß oder Blau.

 

 Verwandtschaft

 

Mitunter gilt Varuna auch als Aditya („Sohn der Aditi“) und als Zwillingsbruder Mitras (dem Gott von Licht, Vertrag, Freundschaft, Sonne, Tag und Gerechtigkeit). Im Gegensatz zu seinem Bruder Mitra, dem Gott des Lichts und des Tages, empfängt er als Gott der Nacht die dunklen Widderopfer. Als seine Gattin gilt die Weingöttin Varuni/Varunani, die dem Milchozean entstieg und den „Dämonen“ (Asuras) zugesprochen wurde.

 

Varuna und Rita

 

 

Varuna gilt als Hüter des Weltgesetzes (rita/Vorläufer von Dharma/verbunden mit richtiger Einhaltung von Ritualen und Opfern) Dieses Weltgesetz regelt sowohl das menschliche Handeln als auch den Lauf der Natur. Varuna kann, sollte dieses Gesetz von den Menschen nicht befolgt werden, mit Wassersucht strafen. Deshalb wird er auch als König bezeichnet, als König über die Natur, die Götter und die Menschen.

 

Varuna und das Wasser

 

Varuna steht darüber hinaus in enger Beziehung zum Wasser. Er wohnt in den Flüssen, ist Herr des Meeres und des himmlischen Ozeans und sorgt dafür, dass es regnet. 

 

 Eigenschaften

 Varunas/Gegensatz zu

Indra und Agni

 

Varuna stand an der Spitze der Asuras, des alten vedischen Göttergeschlechts. Varuna war omnipräsent, allwissend und allmächtig. Er war ein strenger, ernsthafter, würdevoller, majestätischer und strafender Gott. Er ist gerecht, kann aber auch schnell zornig werden, lässt sich aber auch schnell wieder besänftigen. In seinem doppelten, widersprüchlichen Wesen unterscheidet er sich deutlich von Indra und Agni und nimmt ihnen gegenüber eine Sonderstellung ein. Seine Verehrung hatte auch einen furchteinflössenden Charakter. Ihnen gegenüber gilt er als Asura und hat somit auch dunkle Züge. Varuna ist insgesamt ein eher passiver, statischer Gott, während es sich bei Indra um eine aktive und dynamische Gottheit handelt. Varuna ist ein wachsamer Hüter und Hirte des rita, der im Gegensatz zu Indra viel weniger durch Taten und mythologische Ereignisse, sondern durch den großen gleichmäßigen Charakter seines Daseins und Wirkens auffällt. 

 

 Bedeutung Varunas im

 rezenten Hinduismus

 

Im heutigen Hinduismus gilt Varuna nur noch als Lokapala des Westens und als Wassergott. Viele seiner klassischen Aufgaben (Gott des Wassers und des Lichts) wurden mit der Zeit von Indra übernommen, der ihn später an Bedeutung übertraf. (Varuna war eine alteingesessene Gottheit aus der Harappakultur, während Indra von den Ariern mitgebracht wurde.) Dies liegt daran, dass Varuna der Hüter des Wassers war, aber versagte, als Vritra das Wasser stahl und kein Regen über die Welt kam. Erst Indra konnte Vritra besiegen und es wieder regnen lassen. Mangelnde Pflichterfüllung kostete Varuna wohl den Posten. Seine Bedeutung als Gott von Ordnung, Wahrheit und Moral wird heute von Vishnu, dem „kosmischen Polizist“, Erhalter und Gott des Dharma, überlagert. Rita wird durch den Begriff des Dharma abgelöst, der stark auf die hindustischen Kasten, das Samsara, das Karma und das Moksha bezogen ist, die es damals so noch nicht gab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vayu
Sita

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